Churf. Leibregiment

Einnahme von Ulm




Am 15. Mai 1702 erklärte Kaiser LEOPOLD den Reichskrieg an Frankreich und MAX EMANUEL wurde peremptorisch zum Beitritt aufgefordert. Der Churfürst antwortete nach kurzem Schriftwechsel mit Wegnahme der Reichsfestung Ulm a. d. Donau (08.09.1702), einem kecken Streich, mit welchem das Andenken eines der tapfersten Offiziere des Leibregiments verknüpft ist.

Der Oberstlieutenant Freiherr von Pechmann wurde vom Churfürsten zu einer Rekognoszierung der Festung ausersehen. Pechmann meldete seinem Kriegsherrn, dass er sich getraue, dieselbe mit List zu nehmen. Als er dessen Zustimmung erhalten hatte, wählte er vierzig Offiziere, die sich als Bauern und Bäuerinnen verkleideten und so nach Ulm hinein schlichen. Pistolen, Bajonette und Handgranaten hielten sie verborgen. Sie trugen Lämmer, Körbe mit Gemüse, Leinwand und andere Waren wie zum Verkaufe in die Stadt. Durch das Gänsetor, welches nur von einer Wache besetzt, zum Einlass für die zu Markte ziehenden Landleute offen gelassen war, kamen sie nacheinander hinein.
Der Major Remoschi des Regiments "Churprinz (*)", ein geborener Cremoneser, der als Metzger verkleidet, bereits einige Tage sich in der Stadt aufgehalten, gab, indem er ein Beil fallen ließ, das Zeichen zum Angriff. Die Verkleideten überrannten und entwaffneten die Torwache und sperrten sie ein. Sofort eilten die Dragoner von Fels, Monasterol und Santini, die vor dem Tore, vom Nebel begünstigt in einem Hinterhalt lagen heran, jeder einen Grenadier hinter sich auf dem Pferde. Mit Wetterschnelle bemächtigten sie sich des Walles nebst fünf Basteien und des Zeughauses. Die Besatzung der Stadt wurde übermannt und zersprengt.
Dagegen suchten 28 Kompanien der Bürgerschaft und selbst bewaffnete Weiber Widerstand zu leisten und die Ehre der Stadt zu retten. Der tapfere Pechmann fiel als einziges Opfer des Handstreiches. Die Übermacht der nachrückenden Bayern beendete den Kampf sehr bald und die Stadt, um größerem Übel zu entgehen, bequemte sich zur Unterwerfung.


Damit war für Bayern die Würfel gefallen. Immer schroffer gestaltete sich das Verhältnis MAX EMANUEL's zu Kaiser LEOPOLD.
Nach der Wegnahme von Ulm fiel Memmingen (01.10.1702) nach kurzer Gegenwehr in des Churfürsten Hände und das reiche Schwaben muß ihm fürs Erste die nötigen Mittel zum Kriege liefern.


(*) Regt. "Churprinz" wird das spätere 2. IR




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