KB 5. Infanterie-Regiment

Schloss Hollebeke



Auszug aus der Regiments-Chronik


29.10.1914 wurde von der 4. Inf.Div. der Vormarsch von Lille über Linselles nach Comines angetreten. Das Regiment hatte am Ostausgang von Comines Aufstellung zu nehmen mit Front gegen Nordwesten, um von hier zur Ablösung in den zugewiesenen Regimentsabschnitt vorzugehen.
Um 05:45 nachm. wurde eine Kriegsbrücke über die Lys überschritten und bei Dunkelheit nach Kortewilde marschiert. Dort lag die uns zufallende Stellung unmittelbar östlich des Kanals Comines-Ypern in Breite von 1.000 m. I./5 - rechts - löste ab das Ulanen-Rgt. 15, II./5. - links - das Ulanen-Regiment 16 und Husaren-Rgt. 17, III./5. - zweite Linie - kam in die Gehöfte 500 m südlich Kortewilde, dabei Regimentsstab. Für den nächsten Tag war der große Angriff befohlen. Nach dem Korpsbefehl mußte beiderseits des Kanals vorgegangen werden - 4. ID rechts, 3. ID links -, der Schwerpunkt sollte auf Dorf und Schloß Hollebeke gelegt werden. Schloß Hollebeke lag vor der Front des 5. Infanterie-Regiments!

30.10.1914 Am Vormittag begann das deutsche Artilleriewirkungsschießen, erschwert durch unsichtiges Wetter. Gleichwohl schien bereits 09:00 vormittags der Erfolg hinreichend zu sein, um den Sturm den Sturm auf der ganzen Front zu wagen. 09:20 trat das Regiment zum Angriff an, gefolgt von zwei Batterien. I./5. (rechts) nahm die feindliche Stellung in Besitz, dagegen geriet II./5. im linken Teil der Regimentsfront ins Stocken, weil aus dem 500 m dahinter liegenden Schloß Hollebeke heftiges Maschinengewehrfeuer entgegen wirkte. 11./5. und 10./5. wurden dort eingeschoben, um den Angriff gegen das Schloß vorzutragen. Auf Anfordern wurde dem Regiment das III./Res.Rgts. 5 unterstellt und um die Mittagszeit am linken Flügel eingesetzt. Rechter Flügel und Mitte kamen allmählich vorwärts, aber links hatte man auf 400 m das Schloß mit seinem Park und Wassergraben vor sich. Der wackere Versuch der 6. Kompanie und 4./2. Jägerbatl., von Osten und Norden her gegen das Schloß anzukommen, erleichterte dem linken Flügel seinen Angriff. Um 04:00 nachm. drangen vermischte Verbände von II./5., III./5. und III./Res.Rgt. 5 in den Schloßpark ein, säuberten ihn und nahmen das Schloß in Besitz. Aus dem Schloß wurden drei englische Verwundete zurück geschafft: 1 Captain, 1 Sergeant und 1 Mann vom Königs-Dragoner-Regiment. Nun konnte auch hier am linken Flügel der Angriff weitergehen. Etwa 1 km hinter dem Schloß schien der Feind wieder in Stellung gegangen zu sein; überall wurden unsere vorgetriebenen Patrouillen angeschossen. Gegen Abend wurde versucht, erneut vorzugehen, aber das feindliche Artilleriefeuer hatte sich wesentlich gesteigert und verhindert einen weiteren Angriff in der Dunkelheit.
Nun wurden die Kompagnien von III./Res.Rgts. 5 und des 2. Jäger-Batls. aus dem Angriffsabschnitt heraus gezogen und in der neugewonnenen Stellung gegraben. Das Regiment war 1.200 m vorgekommen. Das zur Verteidigung eingerichtete Schloß war der Stützpunkt der Abwehr der zähen Engländer. Der Regimentsstab leitete das Gefecht von Kortewilde aus, nachmittags bei einem Gehöft 500 m nördlich Kordewilde.


S.M. der Deutsche Kaiser hat dem Armeekorps für seine Leistungen an diesem Tage seine allerhöchste Anerkennung ausgesprochen:


Die Wegnahme des Schlosses Hollebeke darf von dem Regiment als ganz besondere Heldentat in Anspruch genommen werden.

 

Auszug aus dem Tagebuch des I. Bataillons:

Donnerstag, 29.10.1914 . . . Um 04:00 nachm. marschiert das Batl. zur Versammlung im Regiment nach Comines Ost und überschritt um 06:00 nachm. über Kriegsbrücke die Lys. Es wurde unter Führung von Offizieren der in unseren Stellungen liegenden Kavallerie-Division über Korentje-Houthem nach Kortewilde marschiert. Ankunft Kortewilde 08:45 nachm. Ablösung der Kavallerie war nach mehreren Mißverständnissen um 11:45 abds. beendet. Während der regnerischen Nacht Vorbereitung zum Angriff: Erkundung, Zertörung von Drahthindernissen, Errichtung von Laufstegen über den die Stellung entlang laufenden Graben.

Freitag, 30.10.1914 Um 05:00 vorm. besetzen 1. und 2. Kompanie die Stellung am Graben. Pioniere mit Handgranaten wurden zugeteilt (1 Uffz, 7 Mann) 07:20 Beginn des Artilleriefeuers. 09:00 vorm. Eintreffen des Angriffbefehles. Auf Verlangen des Oberlt. ... (1/5.) wurde die 3/5. vorgeschoben und zwar so, daß 1/5. nach links an die 2/5. anschloß und 3/5. zwischen 1/5. und 9. IR (*) einschob. 09:30 vorm. erfolgte der Angriff. Die Kompanien arbeiteten sich rasch bis an die Straße Hollebeke-Zandvoorde vor. Hier kam die Bewegung ins Stocken, weil das eigene Artilleriefeuer nicht rasch genug vorverlegt wurde (die eigene Artillerie hatte schon früher unsere eigenen Schützengräben (2./5.) heftig beschossen). Das Bataillon erhielt beim Angriff starkes MG-Feuer aus Südwestrand Zandvoorde, Infanteriefeuer aus Château Hollebeke. Artilleriefeuer schwach, Feuer aus der Front ebenfalls schwach. Inzwischen ging das 9. IR rechts von uns energisch gegen Zandvoorde vor und überschritt die Anhöhe von Zandvoorde.
04:00 nachm. war auch Hollebeke in unserer Hand, so daß ein neuer Angriffsbefehl gegeben wurde. II.Batl./5. IR sollte die Höhen nördl. von Hollebeke nehmen, I./5. mit 9. IR zusammen in nördl. Richtung anschließen. Das feindl. Artilleriefeuer war inzwischen wentlich lebhafter geworden. In der Dunkelheit (der Angriff begann erst gegen 05:30 nachm.) kamen die Verbände stark in Unordnung. Das Bataillon sammelte sich bei dem Südeck des Waldes 1 km nordwestl. "Z" (**) von Zandvoorde. 3. und 4. Kompanie waren vollzählig da, von 1. fehlten zwei Züge, 2. Komp. war nirgends zu finden, kam jedoch gegen 09:00 ebenfalls zum Bataillon. Im Gehöft bei "25" (**) nördlich "Z" von Zandvoorde, sammelten sich die ebenfalls versprengten Teile des 9. IR. Diese nehmen Verbindung zur Brigade auf und erhielten Befehl, im Anschluß an 2/5. links und Regt. 126 (XV. AK) sich in der erreichten Linie einzugraben. I./5. rastete zunächst in Versammlung und verpflegte aus Feldküchen. Um 02:00 nachts begann das Ausheben der Stellung. In den vor der Front liegenden Wald wurden starke Patrouillen vorgetrieben. Um 11:30 nachts traf Befehl zum weiteren Vorgehen am 31.10.1914 ein.

Verluste des Regiments: 14 Mann tot, 47 verwundet, 34 vermißt

 



(*) Einheit war in Würzburg stationiert
(**) "Z" und "25" auf den verwendeten Karten


Gegner des 5. IR an diesem Tag



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