KB 5. Infanterie-Regiment
Angriffsbefehl gegen Frankreich
Soldaten der 6. Armee: Höhere Rücksichten haben mich gezwungen, Euch entgegen Eueren Kampfesmut eine entsagungsvolle Zeit des Harrens und Zurückweichens vor dem Feind aufzuerlegen. Diese Zeit ist um. Nun gilt es ! Wir müssen siegen und wir werden siegen. Vorwärts
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Rupprecht
Kronprinz von Bayern
Der 20. August 1914 aus Sicht des 5. IR, der 4. ID und 7. Infanterie Brig.
Linker Flügel: 9. IR/4. ID, daran anschließend Truppen der 5. Inf.Brig/3. ID
Die bayerische 4. ID hat den Auftrag über Armsdorf - Sülzen gegen Bruchkastel (Château-Bréhain) und den Roten Berg westlich von Eschen vorzustoßen. In der Nacht wurde das 5. Infanterie-Regiment und die 2./2. PiBtl.nach Armsdorf, das 9. IR und das 4. bayer. Feldartillerie-Regiment nach Brülingen herangeschoben. Das Regiment wurde auf 06:30 vorm. an den Bahnhof südlich Landorf bestellt. 2./5. Chevaulegers-Regt. sind zur Hälfte auf das 5. IR und 9. IR aufgeteilt, sowie die I./11. Feldart.Regt. wird dem 5. IR unterstellt.
Von der 7. Inf.Brig. nimmt das 5. IR den Weg von Armsdorf durch das Schmiedeholz und über Hinterberg auf Bruchkastel, das 9. IR von Brülingen über Weißholz nach Marthil. Das 5. IR erreicht um 06:00 vorm. den Südrand des Gemeindewaldes von Lesch (Lesse) und nimmt den Kampf mit dem Feind nördlich der Neuscheuer Kapelle auf (erste Feindberührung mit der 7. Kompagnie der franz. Feldwache aus Diexingen). Schützengräben waren westlich von Bruchkastel zu erkennen. Auf Befehl der 7. Inf.Brig. stellt sich das 5. IR beiderseits des Weges nach Bruchkastel bereit und zwar das I. Bataillon rechts, das III. Batl. (ohne 11. Komp.) links, das II. Batl. unter starker Staffelung rechts hinter dem I. Bataillon. Die I./11. Feldart-Regt. hat den steilen, schlüpfrigen und von sumpfigen Löchern unterbrochenen Weg durch das Schmiedeholz und den Gemeindewald von Lesch nur mit Zeitverlust und nur mit Hilfe der Pioniere und der 11./5. IR überwinden können. Von 09:00 vorm. ab erschienen endlich die Batterien - zum Teil Geschützweise - nacheinander auf der Höhe 337 nordöstlich von Diexingen (Chicourt). Allerdings griffen sie mit ihrem Feuer zunächst vorwiegend in das Gefecht des III. AK bei und südöstl. von Orn (Oron) ein.
Der Kommandeur der 4. ID ordnete um 07:00 vorm. als die Truppen den Südrand des Gemeindewaldes von Lesch und des Herren-Waldes gewonnen hatten, den Angriff in der Weise an, daß das 8. RIR (Reserve-Infanterie-Regt.) den Roten Berg, das 9. IR den Gerichtsberg zu nehmen und zu halten hatten, während die 7. Inf.Brig. mit dem 5. IR und der I./11. Feldart.Regt. rechts gestaffelt über Bruchkastel folgen sollte.
Das 5. IR hatte etwa um 07:45 vorm. den Südrand des Gemeindewaldes von Lesch beiderseits des zur Neuscheuer Kapelle führenden Weges verlassen, um Bruchkastel anzugreifen. Bis etwa 09:00 vorm. hatten das I. und II. Batl. den Höhenrücken nördl. der Kapelle von den vorgeschobenen französischen Schützen gesäubert und besetzt. Das II. Bataillon hatte, als es das freie Gelände betrat, lästiges Flankenfeuer aus Diexingen erhalten und die 8. Kompagnie in diese Richtung eingedreht. Mit Rücksicht auf die Lage am linken Flügel des III. AK hielt der Kdr. der bay. 7. Infanterie-Brigade das 5. IR nun zunächst an.
Etwa um 10:00 vorm. fiel der Gal-Berg. Zu gleicher Zeit verließen auch starke französische Schützenschwärme Diexingen, von der I./11. Feldart.Regt. mit Feuer verfolgt. Die 8./5. IR stößt den weichenden Feind nach und bringt noch 30 Gefangene ein. Um 11:30 vorm. erhält das 5. Infanterie-Regiment den Befehl Bruchkastel wegzunehmen, der geschlossene Angriff des 5. IR nimmt jetzt seinen Fortgang. Nachdem die Bataillone die Straße Orn (Oron) - Niedweiler (Villers aux Oies) überschritten haben, rückt die zunächst zurück gehaltene MG-Komp. auf die Höhe westl. der Neuscheuer Kapelle nach, um mit ihren Feuergarben die franz. Schützengräben westl. von Bruchkastel abzufegen. Etwa um 01:00 nachm. räumt der Feind nun das Feld, verläßt seine Stellungen und flieht zum nahen Wald. Das 5. IR durchschreitet Bruchkastel und erscheint etwa um 03:00 nachm. auf dem Höhenrücken nordwestl. Warnhofen (Vannecourt) und Dalheim an der Seite des 9. Infanterie-Regiments. Die I./11. Feldart.Regt. wird nachgezogen.
Das 5. IR fädelte sich um etwa 03:45 nachm. an der Höhe 308 nordwestl. Warnhofen auf die Straße nach Château Salines ein und langte nach 05:00 abds. in der Mulde östl. Wastingen (Vaxy) an. Die I./11. Feldart.Regt. fuhr offen auf der Höhe 500 m nördl. Wastingen östl. der Straße auf und zersprengte mit ihrem Feuer feindliche Marschsäulen, die sich von Habudingen auf Obrek bewegten. Freilich eröffnete nun auch auf franz. Seite schwere Artillerie aus unauffindbarer Stellung südl. von Morsheim das Feuer auf Wastingen und fügte der I./11. Feldart.Regt. erhebliche Verluste zu.
07:20 abds. Befehl zum Übergang zur Ruhe im Raum Wastingen - Püttingen (Puttigny) - Warnhofen - Dalheim - Böllingen. Da diese Orte noch im Bereich der auf der Hochfläche von Morsheim (Morville) stehenden schweren feindlichen Artillerie lagen, wurden die Truppen angewiesen, unter freiem Himmel zu lagern. Das 5. IR biwakiert bei Wastingen, ca. 1 km nordwestlich von Gerbertshofen (Gerbécourt), mit Vorposten des I. Batl. auf der Linie Lindenberg - Gerbertshofen - Höhe südl. Wastingens. Volle Ruhe trat auf dem von brennenden Dörfern erhellten Schlachtfeld noch lange nicht ein. Vielfach störten französische Schützen, die in Getreideschobern und sonstigen Verstecken zurück geblieben waren und zum Teil - selbst verwundet - sogar auf Krankenträger schossen, die Truppen noch bei der Errichtung ihrer Lagerplätze.
Gegner: 11. ID des XX. franz. AK (2. Armee)
Karten des 20. August 1914